30.10.2025
„Öcher Werke“: Studierende entwickeln kreative Kampagne
Die Aachener Werkstätten der Lebenshilfe und der Fachbereich Gestaltung der FH Aachen haben gemeinsam eine neue Kampagne für den Online-Shop „Öcher Werke“ realisiert. Unter dem Titel „Öcher Werke – Lebensgefühl made in Aachen“ verbindet das Projekt regionale Identität, Inklusion und digitale Gestaltung auf innovative Weise.
Im Mittelpunkt der Kampagne stehen bekannte Aachener Legendenfiguren – darunter Karl der Große, die Marktfrau und der Printenmann –, die mit handgefertigten Produkten aus den Werkstätten in Szene gesetzt werden. Die im Shop angebotenen Artikel, von Haushaltsprodukten bis hin zu Geschenkideen, tragen grafische Motive mit direktem Bezug zur Stadt Aachen und werden in der Kunstwerkstatt der Aachener Werkstätten von Menschen mit Beeinträchtigung gestaltet.
„Unser Ziel war es, die besondere Verbindung zwischen Aachen, seinen Geschichten und den Produkten unserer Werkstätten zu zeigen“, erklärt Norbert Zimmermann, Geschäftsführer der Aachener Werkstätten. „Die Kampagne schafft nicht nur Aufmerksamkeit für unsere Öcher Werke, sondern unterstreicht auch das kreative Potenzial junger Menschen und den gesellschaftlichen Wert inklusiver Arbeit.“
Dabei herausgekommen sind acht kurze Werbevideos, in denen die Aachener Legendenfiguren mithilfe von Künstlicher Intelligenz zum Leben erweckt werden. Jede Figur erzählt dabei ihre eigene kleine Geschichte und präsentiert auf charmante Weise, was „Lebensgefühl made in Aachen“ bedeutet. Ergänzend dazu gestalteten die Studierenden neue Bildmotive, die die Figuren mit den Produkten verknüpfen und die visuelle Identität des Online-Shops erweitern.
Prof. Christoph Scheller, der das Projekt am Fachbereich Gestaltung der FH Aachen betreut, betont den interdisziplinären Ansatz: „Die Zusammenarbeit zwischen Studierenden und den Mitarbeitenden der Werkstätten zeigt, wie kreativ-technische Gestaltung und soziale Verantwortung zusammenwirken können. Für die Studierenden war es eine wertvolle Erfahrung, ihre gestalterischen Ideen mit einem realen, inklusiven Projekt zu verbinden.“
Auch Anita Ashrafian, eine der beteiligten Studierenden, zieht ein positives Fazit: „Die Idee, Aachener Legenden mit den Produkten zu verbinden, lag auf der Hand – beide haben einen klaren Bezug zur Stadt. Besonders spannend war für uns, wie wir mit KI den Figuren buchstäblich Leben einhauchen konnten. Das war technisch herausfordernd, aber auch sehr inspirierend.“
FH-Rektor Prof. Dr. Thomas Ritz hebt die gesellschaftliche Bedeutung solcher Kooperationen hervor: „Dieses Projekt steht beispielhaft für den Anspruch unserer FH Aachen, Gestaltung als kreativen, verantwortungsvollen Impuls für unsere Gesellschaft zu verstehen. Hier entstehen nicht einfach nur kreative Produkte; es kommt zu einem wirklichen Miteinander mit einem tiefen Verständnis gegenüber Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten in unserer Region und darüber hinaus.“
Die Kampagne ist seit Anfang Oktober online und wird über Social Media und Partnerkanäle der „Öcher Werke“ verbreitet. Zu erhalten sind die einzelnen Produkte nicht nur online, sondern demnächst auch beim Stand der Werkstätten auf dem Aachener Weihnachtsmarkt.
22.10.2025
Neue Maßstäbe im Holzbau: FH Aachen erforscht Festigkeit der Birke
Ein lauter Knall hallt durch die Versuchshalle in Simmerath, dann ist es geschafft: Der Biegeträger aus Birken-Brettschichtholz hat dem Druck der Prüfmaschine bis zum Äußersten standgehalten. Was nach einem spektakulären Moment klingt, ist das Ergebnis monatelanger Forschungsarbeit im Aachener Zentrum für Holzbauforschung (AZH) der FH Aachen. Hier untersuchen Wissenschaftler:innen unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Uibel das Potenzial von Laubholzarten für den modernen Holzbau – aktuell im Rahmen des vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat geförderten Projekts „Holzbau-Systemlösungen für Mehrgeschossigkeit“ (HolzSysteMe).
„Wir wollen zeigen, dass heimische Laubhölzer wie die Birke eine echte Alternative zur Fichte darstellen können“, erklärt Uibel. „Unsere Versuche belegen, dass Birkenholz eine deutlich höhere Festigkeit aufweist – das eröffnet neue Möglichkeiten für ressourceneffizientes, nachhaltiges Bauen.“
Ziel des Projekts „HolzSysteMe“ ist es, standardisierte Lösungen für den mehrgeschossigen Holzbau zu entwickeln. Neben der FH Aachen sind verschiedene Partner aus Forschung, Holzindustrie und Handwerk beteiligt.
Für die experimentellen Untersuchungen steht dem Team am AZH in Simmerath eine umfangreiche Versuchsinfrastruktur zur Verfügung. Die Halle mit modernster Prüftechnik ermöglicht Versuche im Bauteilmaßstab – entscheidend, um das reale Trag- und Verformungsverhalten von Holz verlässlich beurteilen zu können.
Durchgeführt wurden die Versuche von einem Team um Tom Jansen, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Lehr- und Forschungsgebiet Holzbau, der mit diesen Analysen im Rahmen des Promotionskollegs NRW promovieren möchte. „Wir wollen die Biegefestigkeit und das Verformungsverhalten von Birkenholz möglichst präzise erfassen“, erläutert Jansen. „Dazu kombinieren wir experimentelle Versuche mit numerischen Simulationen. Die Ergebnisse sollen helfen, die Normen für den Einsatz von Laubholz im Bauwesen weiterzuentwickeln.“
Bei dem Versuch anwesend waren auch Prof. Dr. Josef Rosenkranz, Prorektor für Studium, Lehre und Internationales, Prof. Dr. Christof Schelthoff, Prorektor für Strategische Planung und IT sowie Wilhelm Grafen, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen. Sie alle zeigten sich beeindruckt von den Ergebnissen und dem Engagement des Teams.
„Das AZH steht beispielhaft für das, was die FH Aachen auszeichnet: praxisnahe Forschung mit gesellschaftlicher Relevanz“, sagt Rosenkranz. „Hier wird Zukunft gebaut – nachhaltig, interdisziplinär und mit einem starken regionalen Bezug.“ Uibel ergänzt: „Der Holzbau ist ein Schlüsselbereich der nachhaltigen Entwicklung. Mit dem AZH haben wir in Simmerath ein Forschungszentrum für den Holzbau geschaffen, das NRW-weit einzigartig ist und den Wissenstransfer in die Wirtschaft aktiv fördert.“
Beim anschließenden Rundgang und gemeinsamen Grillen bot sich die Gelegenheit, Forschung und Praxis miteinander ins Gespräch zu bringen. Dabei wurde deutlich, wie groß das Interesse an Holz als Baustoff der Zukunft ist und welche zentrale Rolle das Aachener Zentrum für Holzbauforschung in dieser Entwicklung spielt.
Über das Projekt
Das Projekt „HolzSysteMe“ wird vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) gefördert. Projektpartner sind neben der FH Aachen die NR Ingenieurgesellschaft holztragwerke mbH, die Pirmin Jung Deutschland GmbH, die Adams Holzbau GmbH, das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft des Landesbetriebs Wald und Holz NRW, die Pollmeier Massivholz GmbH & Co. KG sowie das Holzbau Deutschland Institut. Das Projektvolumen beträgt rund 1,7 Millionen Euro.
09.10.2025
„Powered by Nature“: Masterprojekt visualisiert komplexe Energiedaten
Wie kann die Energiewende greifbarer werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Masterarbeit von Yasmeena van der Steeg, Absolventin des Fachbereichs Gestaltung der FH Aachen. Mit ihrem Projekt „Powered by Nature“ hat sie ein digitales Tool entwickelt, das Bürger:innen den Zugang zu Informationen über das Potenzial von Solar- und Windenergie am eigenen Wohnort erleichtert – und so ein abstraktes Thema anschaulich macht.
Viele Menschen befürworten die Energiewende, doch oft bleibt sie theoretisch. „Was bringt eine Solaranlage wirklich? Was bedeutet Autarkie im Alltag? Lohnt sich das an meinem Wohnort überhaupt?“, beschreibt van der Steeg die Ausgangsfragen ihres Projekts. Ihr Ansatz: reale Wetter- und Verbrauchsdaten in interaktive Szenarien übersetzen, die komplexe Zusammenhänge rund um Energieerzeugung, Eigenverbrauch und Autarkie verständlich visualisieren.
Die Grundlage bilden Daten zu Sonneneinstrahlung, Windgeschwindigkeit, Niederschlag und Temperatur, die bisher meist nur in umfangreichen Tabellen verfügbar waren. Van der Steeg überführte diese Informationen in klare Infografiken und interaktive Darstellungen. So können Hausbesitzer:innen, Unternehmen mit großen Dachflächen oder interessierte Bürger:innen individuell nachvollziehen, welche Potenziale an ihrem Standort tatsächlich vorhanden sind.
Unterstützt wurde Yasmeena van der Steeg von den beiden Wissenschaftlichen Mitarbeitern Vassily Aliseyko und Jonathan Sejdija vom Institut NOWUM-Energy der FH Aachen in Jülich, die ihr Zugang zu den benötigten Wetter- und Energiedaten ermöglichten. Damit ist ihre Arbeit auch ein Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Fachbereich Gestaltung und den technisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen der Hochschule.
Prof. Eva Vitting, die gerade interdisziplinär mit dem NOWUM-Institut forscht, hat das Masterprojekt am Fachbereich Gestaltung betreut. „Yasmeena van der Steeg übersetzt komplexe wissenschaftliche Daten in detailreiche Visualisierungen, die man interaktiv explorieren kann. So entsteht ein tieferes Verständnis für die Zusammenhänge“, erklärt Vitting, „Informationsdesign ist ein Schlüssel, um vom Wissen zum Handeln zu kommen.“
„Powered by Nature“ zeigt, wie Informationsdesign das Verständnis für erneuerbare Energien erleichtern kann. Die Plattform macht das Potenzial von Solar- und Windenergie nachvollziehbar und trägt dazu bei, informierte Entscheidungen im Alltag zu ermöglichen – vom Energiesparen bis zur Investition in eine Solaranlage.
„Je besser Menschen verstehen, wie erneuerbare Energien im eigenen Umfeld funktionieren, desto leichter fällt der nächste Schritt – sei es beim Energiesparen, beim Investieren oder einfach um mitreden zu können“, so van der Steeg. Damit ihre Idee nicht einfach in der Schublade verschwindet, sondern sinnvoll weiterentwickelt werden kann, wird die Absolventin derzeit beim Gründungszentrum der FH Aachen beraten.
Schon jetzt macht sie mit ihrer Arbeit deutlich: Gestaltung kann einen wichtigen Beitrag leisten, die großen Fragen unserer Zeit für viele Menschen verständlich und handhabbar zu machen.
16.09.2025
Schlanker Stahlbau: Neues Regelwerk dank FH-Unterstützung
Als erstes Bundesland erlaubt Nordrhein-Westfalen ab sofort die Anwendung des „EasyCode Stahlbau“: Der EasyCode kann alternativ zu den bisher gültigen komplizierten europäischen Regeln verwendet werden. Statt durch über 1300 Seiten europäischer Vorschriften für den Stahlbau zu blättern, können Planerinnen und Planer nun auf ein schlankes Werk von 156 Seiten zurückgreifen. Entscheidend beteiligt an der Erstellung des neuen Regelwerks waren Forscher:innen der FH Aachen.
Der EasyCode beschränkt sich bewusst auf häufig vorkommende Praxisfälle. „Damit wird die Normenflut im Bauwesen spürbar eingedämmt“, sagt Ina Scharrenbach MdL, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen. Entwickelt wurde der EasyCode von bauforumstahl e.V., der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen und dem Verband der Prüfingenieure für Bautechnik Nordrhein-Westfalen auf der Grundlage von gemeinsam finanzierten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten an der RWTH Aachen und der FH Aachen.
Prof. Dr. Jörg Laumann, Leiter des Kompetenzzentrum für Nachhaltiges Bauen KNB und des Instituts für Baustoffe und Baukonstruktionen IBB an der FH, betont: „Wir rechnen mit einem Anwachsen des ohnehin extrem großen Normenumfangs. Die neue Richtlinie bietet als deutlich komprimierter Regeltext die Möglichkeit, übliche Hochbaukonstruktionen effizient und wirtschaftlich zu bemessen, ohne die Regeln der Eurocodes zu verletzen.“ Gerade in Deutschland liege eine Struktur aus vielen kleineren und mittleren Ingenieurbüros vor, die baustoffübergreifend planen. Für diese Büros sei der EasyCode ein besonders geeignetes Hilfsmittel für die Stahlbaubemessung.
Ministerin Scharrenbach betont: „Mit dem EasyCode zeigen wir: Hand in Hand zwischen Staat, Baupraxis und Hochschulen machen wir in Nordrhein-Westfalen das Bauen einfacher, sicherer und günstiger.“ In Zeiten, in denen die Bauwirtschaft vor großen Herausforderungen stehe, setze das Land ein klares Signal.
Der EasyCode versteht sich als Ergänzung, nicht als Ersatz: Der Eurocode 3 bleibt bestehen. Für viele Standardfälle im Stahlhochbau, Industriebau und Gewerbebau bietet der EasyCode jedoch eine praxistaugliche Alternative. Die Regeln basieren weiterhin auf den bewährten Konzepten des Eurocode, sind aber übersichtlicher und leichter anzuwenden – genau das, was Planerinnen und Planer in der Praxis wünschen. Für die Ausbildung künftiger Ingenieur:innengenerationen ist der EasyCode als kompaktes Regelwerk für Standardaufgaben im Stahlbau auch sehr gut geeignet, die wesentlichen Grundlagen des Stahlbaus im Studium zu vermitteln.
15.09.2025
Holzbautagung: Neue Ideen für das Bauen mit (Laub-)Holz
Von der Wissenschaft in die Praxis: Bei der sechsten Aachener Holzbautagung an der FH Aachen stand die Frage im Mittelpunkt, wie Holz als Ressource im Bauwesen eingesetzt werden kann. Vor dem Hintergrund des Klimawandels rückt dabei vor allem die Nutzung heimischer Laubhölzer in den Vordergrund. Zwei Tage lang diskutierten 240 Vertreter:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Institutionen, wie Innovationen aus dem Bereich des Holzingenieurwesens in die praktische Anwendung gebracht werden können.
Silke Gorißen, Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, sagte bei der Eröffnung: „An Holz als Rohstoff und einer effizienten Holzverwendung führt kein Weg vorbei. Vor allem in Zeiten des Klimawandels brauchen wir unsere Wälder und das aus ihnen nachhaltig gewonnene Holz – vor allem für den Holzbau.“ Die Ministerin betonte, die Aachener Holzbautagung diene der Vernetzung von Fachleuten aus der Bau- und Holzbranche. Sie biete über die Grenzen von Nordrhein-Westfalen hinaus eine bewährte und lebendige Plattform für den Austausch von Wissen und Erfahrungen. „Dabei haben die Fachleute stets innovative Techniken im Blick. Unser Ziel in Nordrhein-Westfalen ist es, die Kapazitäten für die Holzverarbeitung zu sichern und so die Wertschöpfung bei uns im Land zu halten“, so Silke Gorißen. Die Aachener Holzbautagung sei ein sichtbares Zeichen dafür, dass der Holzbau in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft fest verankert sei.
Für Prof. Dr. Thomas Ritz, Rektor der FH Aachen, steht fest: „Holz ist der Werk- und Baustoff der Zukunft.“ Er sei begeistert, mit wie viel Herzblut die Kolleginnen und Kollegen in Forschung und Lehre aktiv seien. Es gehe darum, neue Technologien zu entwickeln und umzusetzen. Dabei sei die enge Kooperation mit dem Handwerk von großer Bedeutung.
Im Anschluss an die Fachvorträge des ersten Tages wurde zum sechsten Mal der AFH-Studienpreis verliehen. Justus Tollmann (Fachbereich Bauingenieurwesen) und Nils Pesch (Fachbereich Architektur) können sich jeweils über 500 Euro Preisgeld und ein Abonnement der Zeitschrift Bauen mit Holz freuen.
Die Tagung richtete sich an Architekt:innen, Tragwerksplaner:innen, Holz- und Bauingenieur:innen, Unternehmen aus den Bereichen Hochbau und Holzbau sowie Forst- und Holzwirtschaft und an Studierende aus den Bereichen Architektur, Bauingenieurwesen und Holzingenieurwesen. Begleitend zur Veranstaltung präsentieren Unternehmen und Institutionen ihr Leistungsangebot im Rahmen einer Fachausstellung. Die inhaltliche Ausgestaltung der Tagung lag in den Händen von Prof. Dr. Wilfried Moorkamp, Prof. Dr. Thomas Uibel, Prof. Dr. Leif A. Peterson und Prof. Jörg Wollenweber, unterstützt wurde die Veranstaltung vom Aachener Freundeskreis der Holzingenieure e.V.
